Bericht von Stephan von Petersdorff
1972 wurde der Leichtgewichtsachter des Ruderklubs am Baldeneysee auf dem Hannover Maschsee Eichkranzsieger und damit Deutscher Meister im Bereich Senior B.
Nur diese eine Saison lang hat dieser Achter zusammen trainiert. Alle leben und ein glückliches Band der Freundschaft hält die neun Kameraden bis heute zusammen. Ihren Kreis ergänzen die Ruderer, mit denen im selben Jahr der dritte Platz auf den Deutschen Meisterschaft/Elite errudert werden konnte. Nie hat man sich aus den Augen verloren und immer wieder zu einer gemeinsamen Ausfahrt und einem geselligen Tag mit Familienangehörigen zusammengefunden. In Mülheim, am Baldeneysee und diesmal am 14.07.2019 im Ruderclub Hansa in Dortmund.
Ein (ruderhistorischer) Rückblick
Schon seit langem werden Eichkranzrennen als Deutsche Senior B (U23)-Meisterschaften als Jahrgangsmeisterschaften ausgefahren. 1972 hingegen gab es nach den Juniorenklassen keine Altersbegrenzungen mehr. Jeder Ruderer wurde nach seinen Regatta-Erfolgen klassifiziert. Wer als Senior B eine bestimmte Anzahl von Siegen errungen hatte oder Deutscher Meister geworden war, durfte in der nächsten Saison nicht mehr in dieser Klasse an den Start. Er bzw sie rückte dann in die Klasse Senior A auf, eine Zwischenklasse, für die es keine eigene Meisterschaften gab. Bei der Klassifizierung wurde zwischen Skullen und Riemen unterschieden. So kam es vor, dass zB Skuller, die sich als Deutsche Meister/Senior B in der höheren Klasse nicht durchsetzen konnten, später in Riemenbooten erneut als Senior B antraten und mitunter ein zweites Mal Eichkranzsieger wurden. Doppelstarts hingegen waren erlaubt. Die bessere Hälfte des RaB-Achters hatte diese Regel genutzt und stand bereits vor dem siegreichen Rennen als Deutscher Meister 1972 im Vierer o. Stm. auf dem Podest.
Anfang der 1970er Jahre hatte unter Paul Claas, Vorstand Sport, und Trainer Lothar Burgfeld eine sportlich besonders erfolgreiche Phase im Ruderklub am Baldeneysee begonnen. Claas war als Vater seines Sohnes Ulrich zum Rudersport gekommen, hat ihn selbst aber nicht betrieben. Burgfeld war zuvor Trainer bei der Kettwiger Rudergesellschaft gewesen und hatte von dort eine grössere Gruppe von Talenten mitgebracht.
Die geburtenstarken Jahrgänge der Nachkriegszeit erlaubten es noch, nur reine Vereinsmannschaften zuzulassen. Bei den Achtern konnte es aber selbst da knapp werden. Einen Kern aus erfolgreichen Skullern des RaB (Hubertus Schmidt, Hartmut Hackert, Peter Riethmüller, Henner Horstmann, Wilfried „Pille“ Göbe) komplettierte Trainer Burgfeld mit Ruderern vom Nachbarverein ETuF (Stephan von Petersdorff), aus Mülheim (Jürgen Schmitz) und vom Ruderclub Hansa/Dortmund (Peter Hentschel). Sie wurden in dieser Saison Mitglieder des RaB. Den Steuermann (Jörg Hohendahl) hat man dann aus der Kinderabteilung des RaB abkommandiert.
Bei der Internationalen Regatta in Ratzeburg gab es mit 12sec Rückstand hinter dem RC Tegel/Berlin, Deutscher Jugendmeister des Vorjahres, einen herben Rückschlag in der recht vielversprechend begonnenen Saison. Die Mannschaft reagierte drastisch: man verweigerte das Training unter Burgfeld und ließ sich nun von Hartmut Wenzel coachen. Hartmut war Steuermann in der Nationalmannschaft der DDR gewesen, von der er sich zuvor bei einer Regatta in Mailand abgesetzt hatte. Er verordnete der Mannschaft ein anderes Boot und griff auf noch manch andere Weise in die Trickkiste der Psychologie. Schon beim nächsten Rennen drei Wochen später in Duisburg gab man den Tegelern ihre 12sec zurück.
Nach dem Erfolg in Hannover traute man sich mit einer Teilnahme am Internationalen Deutschen Ruderchampionat in München den Einstieg in den Elite-Bereich zu. Für die Organisatoren der wenig später begonnenen Olympischen Spiele war dies die Generalprobe auf der neu angelegten Regattastrecke in Oberschleissheim. Den Sieger des Rennens, eine Auswahl der Besten aus verschieden US- Universitäten, hat man keine 3sec wegfahren lassen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Duisburg war die Mannschaft dann nicht mehr komplett. Mit dem Routinier Manfred „Fattter“ Laeseberg und den beiden Junioren Lothar Marquardt und Frank Hohendahl, Deutsche Jugendmeister des Jahres im leichten Zweier ohne Stm., holte man sich Alt und Jung ins Boot. Fattter und Frank sind bei unseren Treffen auch heute noch mit im Boot, wenn ansonsten aus gesundheitlichem Grund mal ein Rollsitz frei bleiben müsste. Das nächste Wiedersehen ist zu dem Wochenende im Juli 2020 verabredet, an dem der RaB sein 100 Gründungsjahr feiern wird.