Und jährlich grüßt das Teufelsmoor…

| Wanderrudern

Am vorletzten Aprilwochenende erkundeten 18 Ruderwanderfahrer*innen mit drei Gigvierern das Bremer Umland und nahmen anschließend an der traditionellen Teufelsmoorrallye teil.

Eigentlich könnte man meinen, die jährliche Eröffnung der Rudersaison findet nicht auf dem Baldeneysee, sondern ca. 290 km entfernt weiter nördlich statt. Denn die traditionelle Teufelsmoorwanderfahrt hat sich im RaB längst als Kulturgut etabliert. So wunderte sich wahrscheinlich kein Anwohner des idyllischen Örtchens Osterholz-Scharmbeck mehr, als sich ein ca. 12 m langer Tross, beladen mit drei Gigvierer, 24 Skulls und diversem Bootszubehör, sowie Privat-PKWs mit einer 18-köpfigen Mannschaft ihren Weg zum Hotel bahnten.

Nach der Ankunft am Freitagabend und typisch norddeutsch-bräsiger Begrüßung im Hotel, bei der es so manch eingesessenem Ruhrgebietler ein nachsichtiges Grinsen entlockte, ging es zum Abendessen. Bei Schnitzel und Bier konnte die Wanderfahrt offiziell in heiterer Runde eröffnet werden. Samstag früh ging es dann zügig los: Am Startpunkt Kreuzkuhle in Gnarrenburg ließen wir, umrahmt von Torfkähnen, unsere Boote ins moorige Wasser und bahnten uns durch enge Kanäle den Weg auf die Hamme. Bei strahlend blauem Himmel und frühlingshaften Temperaturen ruderten wir flussaufwärts und erkundeten die Wasserstraßen des Teufelsmoores. Der großflächigen Moorlandschaft zwischen Bremen, Worpswede und Gnarrenburg kann gegenwärtig zwar kein Teufel mehr zugeordnet werden, aber eine touristische Besonderheit ist es allemal, denn inmitten des idyllischen Moorgebietes mit seinen weitläufigen saftigen grünen Feldern und Wiesen, moorigen Flussufern und hier und da auftauchenden Bauerngehöften und Ausflugslokalitäten hatte man das Gefühl, sich direkt in einem Gemälde von Otto Modersohn zu befinden. Gegen Mittag erreichten wir den Hafen Neu-Helgoland und konnten beim Picknick am Ufer die Stille abseits der Großstadt und den ausgedehnten Blick über das Grünland genießen.

Weiter ging es hammeaufwärts. Kurz nach der Ritterhuder-Schleuse bogen wir auf die Wümme ab. Unbegradigt, und Ruderern für ihren Kurvenreichtum bekannt, wurde hier vor allem den Steuerleuten einiges an Koordination und vorausschauendem Fahren abverlangt. Gegen Nachmittag erreichten wir bestens gelaunt unser Tagesziel am Kanuklub Hanseat. In einer plüschigen Idylle zwischen bepflanzten Gummistiefeln, bunten Täfelchen mit lebenserheiternden- und erhaltenden Sinnsprüchen und allerlei anderen nördlichen Kreativitäten parkten wir unsere Boote und traten den Rückweg zum Hotel an. Nach einem geselligen Abendessen hieß es nun, zeitnah in die Federn zu kommen, denn für unsere sonntägliche Tour waren Tidenstände und Strömungsrichtungen maßgeblich.

So ruderten wir nach dem Frühstück, angetrieben durch die Strömung, wümmeabwärts. Während wir samstags zumeist noch die gesamte Flussbreite ausfahren konnten und nur gelegentlich auf Freizeitkanuten und Torfkähne trafen, wurde es am Sonntag belebt auf den Wasserstraßen rund um den Osterholz-Scharmbecker Ruderverein (RVOsch), dem Startpunkt der alljährlichen Teufelsmoorrallye, und ein bodenständiges „Moin“ wurde sich fast im Minutentakt von Boot zu Boot zugerufen. Am RV OSCH angekommen erwartete uns eine Mittagspause, die nicht besser hätte bestellt werden können: Bei Grillgut, Salaten und dem bei Wanderfahrern berüchtigten Torten- und Küchenbuffet konnten wir uns für das zweite Etappenziel stärken und die norddeutsche Atmosphäre genießen. Hier stießen noch zwei weitere Vierer der RaB-Masters hinzu. Sie hatten am Vortag in Hamburg-Bergedorf an der Dove-Elbe-Rallye teilgenommen. Gut gesättigt schwangen wir uns danach ein letztes Mal auf die Rollsitze, um die Rallyeetappen zu erreichen. Wieder am RV Osch angekommen verhießen die aufziehenden Wolken und vereinzelten Tröpfchen für uns nicht nur kühlere Luft und weniger Sonne, sondern auch den Ausklang dieses großartigen Ruderwochenendes. Nach dem Abriggern und Verladen der Boote gab es während der Siegerehrung eine letztmalige Stärkung auf dem Vereinsgelände. Leider reichte es auch dieses Jahr nicht für den Vereinspreis, da uns die benachbarten norddeutschen Rudervereine zahlenmäßig überlegen waren. Aber nächstes Jahr…!

Ein sehr großer und herzlicher Dank gebührt auch in diesem Jahr Heiko Knipp für die engagierte, reibungslose und gewissenhafte Organisation dieser Wanderfahrt. Heiko hat sich als Fahrtenleiter nicht nur um Unterkunft, Verpflegung und Streckenverläufe für eine 18-köpfige Mannschaft gekümmert, sondern hatte neben allerlei logistischen Obliegenheiten auch die Tiden-, Wasser- und Strömungsrichtungen jederzeit fest im Blick, so dass sich zu keinem Zeitpunkt Unwägbarkeiten oder Ungewissheiten eingestellt haben. Bis zum nächsten Jahr, denn: Nach dem Teufelsmoor ist vor dem Teufelsmoor : )

Bericht von Heike Kühnle / Fotos von Stefanie Böhm und Heiko Knipp

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