Unsere Rennruderer: Ein Interview mit Tassilo von Müller

| Rennrudern

Aufgrund der aktuellen Erfolge starten wir unsere Serie mit Tassilo und wollten ihn im Gespräch einmal etwas näher kennenlernen.

RaB: Hallo Tassilo! Schön, dass Du Dir trotz der anstrengenden WM-Vorbereitung die Zeit für das Interview genommen hast. Herzlichen Glückwunsch erstmal für die Einberufung in den U23-Achter durch den Bundetrainer und zum gelungenen Einstand bei der Ratzeburger Regatta. Ihr bereitet Euch dort gerade in der DRV-Akademie auf die Ruderweltmeisterschaft Anfang Juli in Tschechien vor. Ist das Deine erste Berufung zur Nationalmannschaft?

Bei der U23 bin ich jetzt das erste Mal dabei. Ich hatte es vor zwei Jahren schon einmal probiert, da hatte es allerdings nicht geklappt. Ich habe bis dieses Jahr ja noch in den USA an der Princeton University Maschinenbau studiert und hatte mit dem Princeton-Achter Regattatermine in den USA, die sich mit den Deutschen Meisterschaften überschnitten haben. Die Deutschen Meisterschaften sind ja wichtige Leistungstests für die Auswahl der Mannschaft. Ich war allerdings schon einmal im Trainingslager der U19 in Grünau dabei.

Schön, dass es dieses Jahr geklappt hat. Wie hast Du das angesichts des vollen Terminkalenders und des Studiums in den USA hinbekommen?

Normalerweise hätte das rein aus zeitlichen Gründen gar nicht funktioniert. Letztlich war Corona der Grund, der mir die Teilnahme ermöglichte. Das klingt erstmal paradox, aber man benötigt ja etwas Zeit für das Training mit dem Zweierpartner, um in den Ausscheidungsrennen gut abzuschneiden. Wir ausländische Studenten mussten letztes Jahr aufgrund der Pandemie die USA verlassen und ich bin bei meinem Ruderfreund Floyd Benedikter vom RV Münster in Dortmund eingezogen. Floyd hatte bereits einen Rollsitz im kleinen Deutschlandachter und ich wollte auch in das Boot. Wir haben dann ein Team gebildet und hatten im Leistungszentrum in Dortmund ideale Trainingsmöglichkeiten. Bei der Kleinbootüberprüfung des DRV konnten wir dann im Männerzweier überzeugen.

Jetzt bereitet Ihr Euch auf die U23 Weltmeisterschaft in Racice in Tschechien vor. Wie geht es Dir am Stützpunkt in Ratzeburg?

Die Trainingsbedingungen sind hier ideal mit dem großen See und den Mannschaftskollegen auf einem Haufen. Ratzeburg ist ja etwas ländlich und abgeschieden, so dass ich mich auf das Rudern konzentrieren kann. Wir trainieren zweimal täglich und wohnen zusammen in Ferienwohnungen. Insgesamt empfinde ich die Vorbereitung mit der U23 als etwas entspannter, als damals mit der U19.

Wie schätzt Ihr Eure Chancen auf den Titelgewinn am 11. Juli ein?

Das ist wirklich eine knifflige Frage (lacht), aber ich denke, wir haben ein sehr gutes Team im Boot und wir haben jetzt schon gute Zeiten hingelegt, wie das Rennen bei der Regatta beim Ratzeburger Ruderclub gezeigt hat. Darüber hinaus haben wir noch drei Wochen Vorbereitung und die Deutschen Meisterschaften in Essen vor uns, da sind natürlich auch noch Leistungssteigerungen drin. Aber letztlich wissen wir über die anderen Boote wenig oder wie stark sie sind.

Du hast jetzt 4 Jahre in Princeton in New Jersey studiert und mit dem Bachelor in Maschinenbau abgeschlossen. Neben dem Studium warst Du ziemlich erfolgreich für das Ruderteam der Uni unterwegs. Welche sportlichen Erfahrungen hast Du in den USA machen können?

Erstmal war die Wahl der Universität in Princeton schon ideal für mich. In Princeton gibt es zum einen ideale Ruderbedingungen - der Princeton-Achter zählt zu einem der stärksten Boote in den USA - und andererseits fördern amerikanische Universitäten sportliche Aktivität, indem das Studienkonzept genug Raum für Training und Wettkämpfe bietet. Ich konnte mich dann in der Rudermannschaft ganz erfolgreich einbringen und war Schlagmann und Mannschaftssprecher des Achterteams. Vielleicht ist das auch ein ganz guter Beleg für die gute Ausbildung in Deutschland und am RaB.

Apropos RaB! Du hast schon früh mit dem Rudern angefangen. Was verbindet Dich mit dem RaB?

Ich bin in Essen aufgewachsen und meine Eltern waren schon aktive Ruderer im RaB. So habe ich den Klub natürlich früh kennengelernt und habe dann mit 10 Jahren im RaB angefangen zu rudern. Genauso, wie meine Schwester Elena, die ja auch schon sehr erfolgreich für den RaB unterwegs war. Als Junior habe ich bei Tobias Kramm viel Rudertechnik gelernt und erste Regattaerfahrungen gemacht. Am Ende habe ich unserem Trainer Thomas Wichelhaus viel zu verdanken, der mich immer motiviert und gefördert hat. Und dann ist da natürlich noch Jakob (Schneider, d. Red.). Manchmal laufen wir uns am Bundesstützpunkt in Dortmund über den Weg und quatschen dann ab und zu. Thomas wünscht sich natürlich, dass wir mal zusammen im großen Deutschland-Achter rudern.

Eine Frage, die uns natürlich alle brennend interessiert:  Wie lange kannst Du noch im U23-Bereich rudern und wie groß ist die Konkurrenz für den Deutschlandachter. Ist das große Boot ein Ziel von Dir?

Die WM im U23-Bereich wird die letzte für mich sein. Ich würde natürlich gerne weiter bei der Nationalmannschaft rudern, nur fürchte ich, dass es zeitlich und räumlich nicht zu schaffen sein wird. Nach meinem Bachelor werde ich meinen Master im Maschinenbau machen und habe Zusagen von der ETH in Zürich und aus Oxford, so dass ich nicht regelmäßig in Dortmund am Stützpunkt sein könnte. Meiner Leidenschaft, dem Rudern, werde ich natürlich weiterhin treu bleiben. Das geht an beiden Studienorten auch sehr gut, wobei England aus zwei Gründen mein Favorit ist. Zum einen lebt meine Freundin in London und zum anderen würde ich gerne für die Oxford University am legendären Boat Race teilnehmen - und natürlich gewinnen.

Das ist wirklich ein schönes Ziel! Wir drücken Dir für die Weltmeisterschaft fest die Daumen und wünschen dir für die Zukunft alles Gute. Wir freuen uns schon, dass wir Dich bei den Deutschen Meisterschaften auf dem Baldeneysee sehen.

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Tassilo von Müller
Tassilo und sein Ruderkamerad Floyd Benedikter (RV Münster)