Man trifft sich immer zweimal im Leben... Die Geschichte der "Alte Rübensau"

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Am 29. September haben wir bei Kaiserwetter und großer Beteiligung heutiger und ehemaliger Aktiven die „Alte Rübensau“ getauft, einen historischen Klinkervierer mit Steuermann.

 

Am 29. September haben wir bei Kaiserwetter und großer Beteiligung heutiger und ehemaliger Aktiven die „Alte Rübensau“ getauft, einen historischen Klinkervierer mit Steuermann. Die neuere Geschichte des Boots begann damit, dass Peter Riethmüller hinter dem Regattahaus einen alten Klinkervierer im Gras entdeckt hat, der offensichtlich auf das nächste Osterfeuer wartete. Er holte sich Rat von Experten, die feststellten, dass die Substanz des Boots immer noch recht gut war. Mit einer Spende erhielt er das Boot für den RaB. Ein robustes Holzboot, das bestens für Wanderfahrten und die Anfängerausbildung geeignet ist, war eine willkommene Ergänzung unseres Bootsparks.

Bis zum Einsatz im Ruderbetrieb lagen aber noch endlose Arbeitsstunden von Jochen Wichelhaus und anderen fleißigen Helfern. Auf beiden Seiten des Kiels waren die Planken schon so heruntergekommen, dass Jochen sie komplett erneuert und mit hunderten von Kupfernieten in traditioneller Technik zusammengeheftet hat. Das Boot hat auch eine komplett neue Ausstattung mit Rollschienen, Stemmbrettern und Auslegern erhalten, so dass es jetzt bootstechnisch auf dem neusten Stand ist. Ein Riesendankeschön geht an Peter und Jochen, die Helfer und Spender, die uns zu dem neuen Boot verholfen haben.

Als ich den früheren Namen „Peter Kempnich“ sah, war es das Wiedersehen mit einer alten Bekannten. Als Schüler habe ich in den sechziger Jahren in der Ruderriege der Goetheschule mit dem Rudern begonnen und damals oft in diesem Boot gerudert. 1968 waren wir damit auf der Mosel unterwegs. Auch damals war das Boot schon eine alte Dame. Wie das Schild im Heck verrät, ist das Baujahr 1938. Die ersten 25 Jahre seines Daseins lag das Boot vermutlich im Bootshaus des früheren Realgymnasiums Bredeney, aus dem später die Goetheschule hervorging, gar nicht weit vom RaB entfernt. Dieses Bootshaus gibt es noch, nur wird es schon lange als Lagerhaus für die Ausrüstung der Regattastrecke verwendet. Im Gegensatz zum damaligen RaB-Bootshaus, das 1944 mitsamt dem Bootspark bei einem Bombenangriff zerstört wurde, überstand es den Krieg unbeschadet und dadurch blieb auch die „Peter Kempnich“ erhalten. Die Ruderriege der Goetheschule hat das Bootshaus Mitte der sechziger Jahre aufgegeben und gegen eine Halle im Regattahaus getauscht. Von den damaligen Goetheschülern ist außer mir noch Jochen Lechtenböhmer aktives Mitglied im Klub. Gesteuert wurden wir von Christian Kulmey-Becker, der 1976 Deutscher Jugendmeister im Einer für den RaB wurde. Leider ging es danach mit dem Schülerrudern bergab. In den neunziger Jahren wurde die eigenständige Ruderriege der Goetheschule aufgelöst. Die Boote wurden verkauft oder verschenkt oder landeten im Gras.

Der frühere Namensgeber des Boots, Peter Kempnich, war übrigens Protektor oder Verbindungslehrer der Ruderriege. Sein Nachfolger von 1966 bis 1973 war Hans Eifler, der das Boot in dieser Zeit unter seiner Obhut hatte und Gast bei unserer Bootstaufe war. Um alle Flussgeister und Klabautermänner zu beruhigen, findet sich der alte Name unter einem Bodenbrett.

 

Weiterer Ehrengast war Heinz Gudert, legendärer ehemaliger Trainer des ETUF und der Ruderriege des Helmholtz-Gymnasiums. Mit 93 Jahren ist er geistig topfit und konnte uns mit lauter Stimme Anekdoten von früher erzählen, und die hatten natürlich mit dem neuen Namen zu tun. Für Eingeweihte war es keine Frage, um wen es hier geht, nämlich den früheren Ruderer und Trainer des RaB, Rolf („Seppel“) Schweizer (1921-1995). „Alte Rübensau“ war einer seiner Sprüche. Seine ehemaligen Ruder-Schüler Peter Riethmüller, Michael Winkels, Werner König, Dieter Korb und Ulrich Claas übernahmen es dann auch, an Seppel zu erinnern und das Boot auf den neuen Namen „Alte Rübensau“ zu taufen. Auch wenn mit Seppels Namen, wie Michael ausgeführt hat, nie die ganz großen Erfolge verbunden waren, hat er eine Gruppe von Ruderern ausgebildet, die seit Jahrzehnten Stützen des Klubs sind. Und er hat sich mit Geschichten und Anekdoten im Gedächtnis des RaB eingegraben.

Die wunderbare Wiederauferstehung der „Alte Rübensau“ steht damit für eine lange Tradition des Schülerruderns, die wir heute mit unserer Kinder- und Jugendarbeit weiterführen und für die Erinnerung an Seppel Schweizer. So haben die Taufpaten dem Boot nicht nur die obligatorische Handbreit Wasser unter dem Kiel gewünscht, sondern auch, dass es die Erinnerung an ein Original des Klubs wach hält und allen, die darin rudern, viel Freude bereitet.

 

 

Foto: Michael Winkels, Werner König, Dieter Korb, Peter Riethmüller und Ulrich Claas bei der Jungernfahrt

 

 

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