Mit rosa Barke auf der Havel

| Wanderrudern

Eine Sommertour durch Brandenburg

Niemand aus der recht erfahrenen Wanderfahrtgruppe hatte damit gerechnet, dass sich die in Berlin gecharterte Barke „Hermann von Meyer“ als perfektes Vehikel für eine entspannt-gesellige Rudertour entpuppen würde: Das geräumige und stabile Boot bietet Rollsitze für 8 Riemenruderer, Backbord- und Steuerbordseite sind dialogfreundlich nebeneinander angeordnet. Auf dem Mittelgang dazwischen kann die nicht-rudernde Bordbesatzung jederzeit Getränke und Snacks servieren, darauf, darunter und in weiteren Kästen in Bug und Heck ist reichlich Platz für Gepäck und Zubehör. In den Ruderpausen, die auch individuell während des Ruderns möglich sind, werden die Riemen einfach in komfortable Schlaufen eingehängt. Zwei bis drei Steuerleute passen auf die Steuerbank, die großen Bug- und Heckflächen sind begehrte Sonnendecks. An- und Ablegen, Ein- und Aussteigen, sogar Ankern und Durchs-Boot-Laufen: Das alles funktioniert ganz entspannt mit der Barke, die somit Badestopps und Landgänge nach Lust und Laune ermöglicht und die bequemerweise auch über Nacht im Wasser liegen bleibt.

So tourten wir Mitte August 2021 mit 9 bis 12 Personen in wechselnder Besetzung und in allerbester Stimmung die Havel entlang und genossen dort 4 wunderschöne Rudertage, in denen auch der Hochsommer seine beste Seite zeigte. Mit Start im schönen Brandenburg ging es in Etappen über Ketzin, das pittoreske Städtchen Werder sowie die Stadt Potsdam nach Berlin (Tegel). Diese Oneway-Fahrt wurde dadurch möglich, dass Organisator Horst-Werner Wollenweber zuvor mit dem Benrather Ruderclub die Strecke in umgekehrter Richtung gefahren war, so dass wir die Barke an deren Endpunkt Brandenburg übernehmen und zurück rudern konnten.

Auch das Havelland war für die meisten Mitfahrenden Neuland und eine positive Überraschung: Die Region mit langer und wechselhafter Historie bietet schöne, geschmackvoll aufstrebende Städtchen in einer weitläufigen Wasserlandschaft aus Flüssen und Seen und damit viel Abwechslung an Bord wie an Land. Im gemächlichen Barkentempo kann man Datschen, Lauben und prunkvolle Villen genauso bestaunen wie hippe Hausboote und neue Architektur. Mit Stopps bei urgemütlichen Ruderclubs, dem Besuch von Sommerschloss Paretz, Badepausen auf Sandbänken und vor Anker bis hin zur Stadtführung in Potsdam genossen wir 4 Tage lang ein vielseitiges und richtig tolles Programm.

Abgerundet wurde diese besondere Tour durch unser außergewöhnliches Quartier auf dem Gutshof Groß Kreutz, das von den ehemaligen RAB-Mitgliedern Clarita und Donat bewirtschaftet wird. Im frisch renovierten Kavaliershaus und einer Ferienwohnung auf dem schönen alten Landgut bewohnten wir stilvolle Zimmer, im herrschaftlichen Saal erwartete uns morgens ein tolles Frühstück mit Latte Macchiato und frischem Obstsalat unterm goldenen Lüster. Wir waren als Gruppe alleine auf dem Gutshof und durften abends die dortige Küche zur Zubereitung leckerer Menüs nutzen. So konnten wir gesellige Sommerabende unter der großen Platane im Park des Anwesens genießen und mussten danach nur noch unter den herabrieselnden Sternschnuppen ins Bett gehen.

Von dieser tollen Barkentour und den lustigen Tagen mit netter Gruppe waren wir alle begeistert. Die Abreise fiel uns jedoch trotzdem nicht schwer, denn mit dem Ausheben der Barke in Berlin-Tegel verabschiedete sich auch die Sonne von dort.

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