Ruder-Urlaubsreise in The Gambia oder unterwegs mit Mariama

| Wanderrudern

Überlegungen zur Teilnahme an dieser Reise, die inzwischen zum 8. Mal stattgefunden hat, und auch Kontakte zur Organisatorin, Karin Bößenroth, gab es schon länger im RAB, aber das Projekt ist bislang immer als „zu abenteuerlich“ angesehen worden.

Anfang 2024 haben Jürgen Böning, Manfred Hölzel und Regina Eichhorn schließlich Mut gefasst und konkret im Juli eine Reisevereinbarung mit Karin abgeschlossen, die dann in einem regelrechten Organisationsmarathon für die zuletzt zehn Teilnehmer ein detaillierts Programm erstellt hat, in dem auf die diversen Wünsche der Teilnehmer eingegangen worden ist, etwa auch in Bezug auf Abflughafen und Reisedauer.

Am Montag, den 11.11.2024, haben sich Manfred und Regina unter närrischer Begleitung in den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Düsseldorfer Flughafen aufgemacht, wo Jürgen und ein Mitruderer des TVK hinzugekommen sind. Beim Zwischenstopp im Flughafen Barcelona haben sich die weiteren Teilnehmer*innen aus Rudervereinen in Nürtigen, Würzburg und Berlin erstmals kennengelernt, bevor es im Flieger nach Banjul weiterging, wo zwei weitere Teilnehmer*innen aus Hamburg hinzugestoßen sind. Am Flughafen folgte ein erster freundlicher Empfang mit Imbiss durch „Karin`s Truppe“.

Die ersten sechs Nächte haben wir im Sand Beach Hotel in Kotu am Strand verbracht, konnten uns langsam akklimatisieren, was bei Temperaturen um 35 Grad auch nötig gewesen ist.

Auf dem Programm standen zunächst ein Besuch des Senegambia Craft Markets und des nahegelegenen Monkey Parks, der sich im Verlauf der Reise aber als entbehrlich erwiesen hat, in der vorletzten Unterkunft haben Affen auf unseren Hüttendächern herumgeturnt.

Am Mittwoch ging`s schließlich mit unserem Bus zu den Booten, die in der Kurumbo Lodge im Süden an der Grenze zum Senegal gelagert sind. Auf dem Weg dorthin stand ein Besuch des Fischmarktes in Tanji an, ein unglaublich farbenfrohes und lebendiges Spektakel.

Die beiden durchaus ruderbaren Klinkervierer, Hippo und Dolpin, vormals Springsee und Berlin, weisen trotz Pflege und Ausbesserungen Folgen witterungsbedingter Einflüsse auf, ihre Vorgänger sind diesen leider bereits zum Opfer gefallen, insofern ist jegliche Unterstützung mit Material (Skulls, Spanngurte, Dollen, Messingschrauben etc.) willkommen.

Mit vereinten Kräften konnten Hippo und Dolphin „stegfrei“ zu Wasser gelassen werden und eine erste 14 km lange Ausfahrt auf dem Grenzfluss zum Senegal, Allahein, bis zur Pelikaninsel kurz vor dem Atlantik unternommen werden.

Für das leibliche Wohl der Teilnehmer ist dann in der Lodge gesorgt gewesen, die von einer 83 jährigen Holländerin mit einheimischer Unterstützung betrieben wird.

Für Hippo und Dolphin gings im Anschluss per Trailer in die „Marina von Banjul“ als Startpunkt für die zweite Rudertour am Freitag durch die Tanbi Wetlands zur Lamin Lodge.  Dazwischen stand am Donnerstag noch ein Rundgang in der Hauptstadt Banjul an mit Besuch des Wahrzeichens Arch 22, in dem auch eine eindrucksvolle, kleine Dokumentation der jüngeren Geschichte des Landes zu finden ist.

Das Ziel der Mittagspause am Freitag, die Lamin Lodge, taucht nach 13 km unverhofft zwischen den Mangroven am Ufer auf, für diesen Anblick lohnt es sich echt zu steuern. Dazu kommen freilaufende Affen, die das Ganze beleben bzw. von Speis und Trank etwas abhaben wollen.

Am Samstag hatte Karin einen Ausflug nach Bakau/Katchikally organisiert mit zunächst Besuch einer Ausstellung zur Geschichte des Landes und der Bevölkerung (Ausgangspunkt der Sklavenverschiffung, Unabhängigkeit vom Empire 1965 u.a.), die an einen Krokodilpark angeschlossen ist.

Zu den Krokodilen: beim Rudern sind sie bei uns nicht in Erscheinung getreten, was auf das Brackwasser zurückzuführen ist. In dem Krokodilpark werden sie vor Eintreffen der Besucher üppig gefüttert und können dann unter Anleitung auch mal angefasst werden.

Sonntag mussten wir den phantastischen Atlantikstrand verlassen für zwei Nächte in der Wonderland Lodge in Kubuneh. Die etwa 1,5 stündige Fahrt dorthin ist ein echtes Erlebnis, zuletzt über sandige, von Bäumen überwucherte Straßen. Montag und Dienstag konnten von dort aus zwei Rudertouren von 14,5 und 11,5 km auf den Nebenarmen des Gambiaflusses unternommen werden bis zur Mündung (River mouth), der Anblick lohnt, besonders wenn noch bunte Fischerboote unterwegs sind!

Ähnliche Perspektiven boten sich an den beiden letzten Rudertagen mit 21 bzw. 15 km auf einem weiteren Nebenarm des Gambia Rivers, dem Bintang Bolong, wo die Gruppe in einer Lodge übernachtete mit kleinen Hütten über dem Wasser einschließlich dem, bereits erwähnten, morgendlichem Besuch von Affen.

Von vielen als ruderisches Highlight betrachtet worden ist die letzte der beiden Touren, wo wir uns über enge Kanäle an die AbCa`Creek Lodge buchstäblich durch Mangroven mit den Booten vorgearbeitet haben. Belohnt hat uns dafür die Mittagspause in paradiesischem Ambiente.

Dann ging`s zurück nach Kotu für eine Nacht in das Palm Beach Hotel, um dann am Freitag den Heimflug anzutreten.

Die Reise ist keine typische Ruderwanderfahrt, hatte wohl auch keiner erwartet. Sie bietet aber vielfältige Eindrücke eines durchaus faszinierenden Landes. „Übliche Touristen“ verbringen in Gambia Strandurlaub, machen Bootstouren, auch zum Angeln oder beobachten die bunte Vogelwelt, von letzterer hat unsere Gruppe nicht ganz so viel mitbekommen, zumindest aber einen Pelikan am nahen Ufer gesichtet. Flusspferde gab`s keine zu sehen in den Regionen, in denen wir unterwegs gewesen sind.

Bootsstege sind nur vereinzelt vorhanden, die Boote werden am Strand oder Flussufer zu Wasser gelassen, was in Abhängigkeit von der Tiede auch mal eine schlammige Angelegenheit werden kann.

Verwöhnt worden sind wir mit einheimischen Essen, Yassa (Zwiebelsauce) oder Domoda (Erdnusssauce), die zu Fleisch oder Fisch gereicht werden, bei Benachin werden Fleisch oder Shrimps direkt unter Reis gemischt. Hervorragend zubereitet werden fangfrische Fische und Meeresfrüchte zu überschaubaren Preisen.

Also, wir haben es gut angetroffen, haben es uns auch durchaus gut gehen lassen. Obwohl der überwiegende Teil der Bevölkerung muslimischer Religion ist, ist der Konsum und die Verfügbarkeit von Alkohol auch kein Problem.

Am Strand werden Touristen zwar angesprochen, dabei werden Nüsse, Obst oder Fruchtsäfte freundlich angeboten, kann man aber genauso auch ablehnen. Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Umstand, dass zumeist ältere Touristen beiderlei Geschlechts Begleitung durch jüngere Einheimische suchen und finden.

Unsicher oder gefährdet haben wir uns zu keinem Zeitpunkt gefühlt, wir sind in Kleingruppen oder sogar einzeln nach dem Strandbarbesuch gegen Mitternacht zum Hotel gelaufen ohne Zwischenfälle.

In den Lokalen treten übrigens tolle Live Bands auf, was für eine hervorragende Stimmung in der Truppe gesorgt und auch zu Tanzeinlagen geführt hat.

Karin Bößenroth (vor Ort Mariama genannt) engagiert sich seit vielen Jahren in Gambia, um das Land im Tourismusbereich bekannter zu machen und die wirtschaftliche Situation der Menschen zu verbessern. Unterstützt wird sie bei ihren Touren von einheimischen Helfern/Familie, deren Begleitung wir nicht nur bei Bootstransporten auch schätzen gelernt haben.

Die insgesamt dreizehntägige Reise hat uns vielfältige Eindrücke und Erlebnisse geboten, mit deren Verarbeitung wir noch eine Weile beschäftigt sein werden.

 

Bericht: Regina Eichhorn
Fotos: Jürgen Böning

 

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