Ruderwanderfahrt durch die Masuren

| Wanderrudern

Gleich zwei Gruppen des RaB fuhren im August nach Polen zu Wanderfahrten auf den Masurischen Seen.

Bericht und Fotos von Helmut Janus

Organisiert wurden die Fahrten von Lukasz Kaczmarek, einem polnischen Ruderer, der seit einigen Jahren Touren auf den polnischen Gewässern organisiert und mit dem viele RaB-Wanderruderer schon gute Erfahrungen gemacht haben. Die Landschaft im ehemaligen Ostpreußen ist gekennzeichnet durch unzählige Seen und ursprüngliche Wälder. Über Kanäle und Flussläufe sind die Seen miteinander verbunden, so dass eine abwechslungsreiche Tour von Süd nach Nord zustande kam.

Für die zweite Gruppe mit Rainer Schumacher, Claudia Schulte, Stephan von Petersdorff und Helmut Janus war die erste Station Danzig. Neben den nach dem Krieg wieder aufgebauten wunderschönen Renaissance-Gebäuden, die Massen von Touristen anziehen, gab es eine Begegnung mit der jüngeren Vergangenheit und der aktuellen politischen Situation in Polen. Besuche des Solidarnosc-Zentrums und des Museums des zweiten Weltkriegs zeigten, wie umstritten die derzeitige nationalistische Regierung ist und welche Auseinandersetzungen um die Ausrichtung dieser Institutionen geführt werden.

Am Ausgangspunkt der Tour in Ruciane-Nida stießen Horst-Werner und Christa Wollenweber sowie Martin Leinz und eine Gruppe von Ruderern aus Benrath zu uns. Mit Ruderern von anderen deutschen Vereinen und aus Holland wurden schließlich fünf Vierer und ein Dreier besetzt. Klaglos ordneten sich die meist doppelt so alten Teilnehmer der freundlichen Autorität des Fahrtenleiters unter, der jeden Tag neben der Organisation der Tour über polnische Geographie, Geschichte und Gegenwart, polnische Küche und Sprache referierte. Die Strecke ging teils über einsame große Seen, wo weit und breit kein anderes Boot und kein Haus am Ufer zu sehen war. Einige der Seen sind aber bereits touristisch erschlossen und waren von zahlreichen Motor- und Segelbooten bevölkert. Orte wie Mikolajki (früher: Nikolaiken) und Gizycko (früher: Lötzen) sind von Touristen überlaufen mit Hotels, Restaurants und Märkten. Wir waren froh, wenn wir nach zwei Stunden Pause wieder in die Boote steigen konnten. Ein absoluter Höhepunkt war die letzte Etappe, als wir mehrere Kilometer auf dem Fluss Sapina gerudert sind, der gerade groß genug für ein Ruderboot ist, aber ständig zu Steuermanövern und zum Passieren gefährlicher Engstellen zwingt. Dafür bietet der Fluss eine wildromantische und nur vom Wasser aus zu sehende Urwaldlandschaft mit Erlen, deren Wurzeln sich ins Ufer klammern, Manche Schilffelder ließen sich nur mit Staken oder Paddeln bezwingen.

Neben sechs Rudertagen gab es einen Tag vollgepackt mit Besichtigungen. Erste Station war die Wolfsschanze, das ehemalige Hauptquartier Hitlers, wo am 20. Juli 1944 das Attentat verübt wurde. Monströse Bunkeranlagen mit meterdicken Betonwänden, die von den Nazis vor ihrem Abzug selbst gesprengt wurden und heute vom Wald überwachsen sind, zeigten eindringlich die sinnlose Gewalttätigkeit des damaligen Regimes. Mit der Barockkirche zur Heiligen Linde und der Burg Ryn des Deutschen Ordens sahen wir aber auch schönere Zeugnisse der Vergangenheit. Bei einer Mittagspause konnten wir noch das Barockschloss Steinort der Familie von Lehndorff besichtigen, das den Krieg unbeschadet überstanden hatte, aber anschließend ausgeplündert wurde und zur Ruine verfallen war. Heute gehört es einer deutsch-polnischen Stiftung, die es mühsam wieder aufbaut, was aber noch einige Jahre dauern wird.

Große imponierende Landschaften, die Begegnung mit Geschichte und Gegenwart Polens, nette Mitruderer, eine reibungslose Organisation und nicht zuletzt perfektes Wetter haben diese Wanderfahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht.

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Danzig
Danzig
Pause im Schilf
Unterwegs
Unterwegs
Wolfsschanze
Stadt und Burg Ryn
Schloss Steinort
Sapina Fluss
Sapina Fluss
Übergabe der Flaggen von RaB und Benrath an Lukasz Kaczmarek