Bericht: Stephan von Petersdorff
In der Selbstkritik nach einer eher unrunden Ausfahrt, in der Euphorie eines Sieges - die Idee, unsere über die Jahre eines Rudererlebens "abgeschliffene" Rudertechnik einmal dem kritischen Blick eines Trainers zu stellen, die hat es immer wieder einmal gegeben. Als neuer Ruderwart des RaB hat Andreas Fischer sie jetzt aufgegriffen und gleich zu einem eintägigen Trainingslehrgang ausgebaut. Mit dem NRW-Landestrainer Ralph Wenzel und Volker Grabow, seit vielen Jahren verantwortlich für die Leistungsdiagnostik am Ruderleistungszentrum Dortmund, wo bekanntlich der Deutschlandachter trainiert, hatte Andreas besonders ausgewiesene Kompetenz für dieses Projekt gewinnen können. Beide sind ja auch Mitglieder des RaB.
Am vergangenen Samstag kamen 10 Masterruderer und eine Ruderin des RaB zusammen, denen sich noch 2 Kameraden des EWRC anschlossen. Der Tag begann mit einer Einführung in Thema und Ablauf um 9 Uhr und endete mit einer Nachbesprechung um 18 Uhr. Dazwischen lagen eine technische Einheit auf dem Wasser mit Videoaufnahmen (Achter und Doppeldreier), eine Bestandsaufnahme zur Ausdauerleistung anhand Geschlecht, Alter, Gewicht und einer aufwändigen Ermittlung der Lactatwerte, eine Überprüfung der Beweglichkeit. Es folgten jeweils ausgiebige Nachbesprechungen, denen letztlich die für den Nachmittag vorgesehene zweite Trainingseinheit zum Opfer fiel, und zum Abschluss eine Einheit mit Koordinations- und Entspannungsübungen unter Anleitung von Yvonne. Mittags stellte René ein Schitzel auf den Tisch, das uns schmeckte wie die Trainingsessen in den durch Filmaufnahmen aus Andreas' Archiv belebten Jugendzeiten.
Die gute Nachricht: die Ausdauerwerte der RaB Master können sich wirklich sehen lassen. Auch wenn es an dieser Stelle als Größenwahn erscheinen mag: Referenzwert für die Bewertung ist der Ergo-Weltrekord. Ab 70% ist die Ausdauer "sehr gut". Wer von diesen Wert nicht erreichte, war wenigstens im Bereich von "gut". Und so kam auch Dankbarkeit darüber auf, dass man so gesund und fit ist, was tröstend über Volkers Prognose hinweg half, wonach diese schönen Werte selbst bei optimiertem Training von Jahr zu Jahr sinken und nur mit altersbezogen-schöngefärbten Umrechnungen zu halten sein werden. Es wurde uns nahegelegt, dass es für Ausdauerleistung besser ist, eher über längere Strecken mit geringerer Intensität zu rudern, als wir das in der Regel tun. Nur ab und an sollte einmal mit hoher und höchster Belastung gefahren. Das meist vernachlässigte Krafttraining sei unverzichtbar, um sich dem Alterungsprozess entgegen zu stemmen.
Die ernüchternde Nachricht: an der Rudertechnik gibt es so Manches zu korrigieren. Körperhaltungen, Blattführung, Umkehrbewegungen, Rhythmus - die Videoaufnahmen waren weniger rücksichtsvoll als die Worte des Trainers. Eine der vielen Empfehlungen von Ralph war es, nicht alle technischen Defizite auf einmal ausgleichen zu wollen, sondern sich jeder für sich und auch als Mannschaft vor einer Fahrt zunächst nur auf einen einzelnen Aspekt des Bewegungsablaufs zu konzentrieren. Besonders legte er uns auch Übungen zur Beweglichkeit und Koordination ans Herz, ohne die jede rudertechnische Bemühung vergebens bleiben muss. Welche Begrenzungen sich insoweit schon eingeschlichen haben, hat uns dann Yvonne erleben lassen. Das individuelle Entsetzen hierüber kostete beim abschließenden Entspannen dem einen die Entspannung, während der andere ihm durch unverzüglich eintretenden Tiefschlaf zu entkommen suchte.
Danke noch einmal an diejenigen, die diesen aufschlussreichen Tag für uns initiiert und möglich gemacht haben. Der Wunsch nach Wiederholung ist schon ausgesprochen worden.