Seefest: 90 Jahre Baldeneysee 2023

| Vereinsaktivitäten

Mit einem bunten und vielfältigen Programm, vielen Besuchern und einem fulminanten musikalischen Höhenfeuerwerk feierte der Baldeneysee am 19. August mit einem Seefest seinen 90. Geburtstag. Der RaB war mit verschiedenen sportlichen Schnupperangeboten und Verköstigungsständen am Start.

Der Baldeneysee ist nicht nur unter Einheimischen und Wassersportlern beliebt, auch auswärtige Besucher zieht es regelmäßig hierhin. Sei es, um sich auf dem Wasser zu vergnügen oder sportlich zu betätigen, den See per Schiffsrundfahrt zu erkunden oder gesellige Stunden am Seaside Beach zu verbringen. Was jedoch viele, gerade jüngere oder zugereiste Bewohner und Besucher nicht wissen: Der Baldeneysee im Essener Süden ist kein natürlich entstandener See, sondern wurde in den Jahren 1931-33 künstlich angelegt. In Folge der voranschreitenden Industrialisierung ergab sich im Ruhrgebiet durch die expandierende Stahlindustrie und wachsende Bevölkerungszunahme ein erhöhter Wasserbedarf. Mit der Fertigstellung des Werdener Stauwehres sollte ein großflächiges Wasserreservoir geschaffen werden, das dreierlei Funktionen zu erfüllen hatte: Der wasserlastigen Großindustrie sollte eine ortsnahe Bereitstellung von Betriebswasser die Arbeitsabläufe erleichtern und zugleich  beschleunigen; durch die Klärung des Ruhrwassers sollte die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gewährleistet werden und letztlich wollte man zugleich eine Art Naherholungsgebiet für Familien am und auf dem Wasser schaffen.

In den letzten 90 Jahren ist gerade im Ruhrgebiet viel passiert. Das Ende des Zweiten Weltkrieges und die damit verbundenen Demontagen und Reparationen sowie spätere Stahl- und Bergbaukrisen führten jahrelang in den Feuilletons überregionaler Zeitungen zu emotional aufgeladenen Debatten um den vielbeschworenen Strukturwandel des Ruhrgebiets und seine weitreichenden Folgen.

Seit 90 Jahren am Fuße der Villa Hügel gelegen, fungiert der Baldeneysee heute als so etwas wie ein Augenzeuge dieser gesellschaftlichen Entwicklungen. Auf die Entnahme von Betriebs- und Trinkwasser ist man längst nicht mehr angewiesen, ebenso wenig auf ein Wasserreservoir für regenarme Perioden. Heute dient der See ausschließlich dem (Wasser-)Sport und der Erholung und ist Veranstaltungsort verschiedener kultureller Events wie Konzerte und zudem Austragungsort nationaler und internationaler anerkannter Sportwettkämpfe geworden.

Diese Dienstbarkeit sollte Mitte August mit einem großen Seefest gefeiert werden. Die Vorbereitungen dazu liefen seit Langem auf Hochtouren und auch der RaB wollte sich mit einem vielfältigen Programm beteiligen. Der Veranstaltungskalender rund um den Baldeneysee füllte sich von Woche zu Woche und immer mehr Besucher wurden erwartet. Da Besucherströme dieser Art im RaB nicht alltäglich sind, gingen die Planungen mit zunehmendem Kopfzerbrechen auf Seiten des Organisationsstabs einher: Wie viele Menschen würden kommen? Was könnte man ihnen anbieten, bzw. was würden sie erwarten, und vor allem: Spielt das Wetter mit? Mit der Zeit nahmen die Überlegungen zunehmend Gestalt an und anfängliche Zweifel wichen tatkräftigem Aktionismus. Der ESPO ließ sich auf der Sportwiese nieder und baute verschiedene Stationen mit Sportspielen auf. Der Parkplatz wurde von der Kinder- und Jugendabteilung für die Errichtung und Betreuung eines Geschicklichkeitsparcours für Kinder in Beschlag genommen, die sich daran sichtlich erfreuten und, mit Kreide und Hütchen ausgestattet, über den Platz turnten. Natürlich darf in einem Ruderklub das Rudern nicht fehlen. Auf dem Wasser und an Land konnten Interessierte und Vorbeiflanierende die schönste aller Wassersportarten ausprobieren. Die Jugend hatte mehrere Ergometer bereitgestellt und mit Auswertungstechnik versehen. Nach einer kurzen Einweisung konnte nach Herzenslust gezogen, gerollt und sich an den vorbeiziehenden Kilometern erfreut werden. Dabei musste sich in der Auswertung so manch erfahrener Ruderer gegenüber den Ruder-Schützen geschlagen geben und hadert wohl gedanklich jetzt noch mit den verschiedenen Kompetenzstufen. Für etwas Wagemutigere lagen am Steg mehrere gesteuerte Vierer bereit. Auf der Uferpromenade Vorbeiziehende und viele Kinder und Jugendliche wollten die Gelegenheit wahrnehmen, zu schauen, wie das so ist, in einem Ruderboot zu sitzen. Angeleitet durch zwei erfahrene Ruderer im Bug und im Heck legten vor allem gegen Nachmittag in immer kürzeren Abständen die Vierer am Steg ab und wieder an und drehten mit der wechselnden Besatzung munter Runde um Runde. Die kurzzeitige Kaltfront mit gelegentlichem Nieselschauer hatte keine Chance, die Besucher auszubremsen. Im Gegenteil. Ging es in der Mittagszeit noch sehr gemächlich und entspannt auf dem Vereinsgelände zu und ließ die Helfer an den Verköstigungsständen etwas untätig zurück, so änderte sich das abrupt gegen Nachmittag. Beinahe schien es, als hätten sich die Besucher schweigend gegen alle präventiv-strategischen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen auf den Zufahrtsstraßen verschworen und strömten plötzlich in Horden Richtung See, auf die Promenade und schließlich zielgerichtet in Richtung Verpflegungsstände auf den Vereinsgeländen zu. Würstchen- und Pommesstände wurden umzingelt und immer längere Besucherschlangen bildeten sich. In den Getränkewägen wurde im Akkord gezapft, eingeschenkt und abgespült. Dies sollte sich in den nächsten Stunden auch nicht ändern. Das mit Vorfreude und Spannung erwartete Feuerwerk auf dem Wasser fand nämlich direkt vor dem RaB statt, somit glich der Aufenthalt in Stegnähe einem Logenplatz. Gegen 21.45 Uhr war es soweit. Diese Kulisse wird wohl keiner der Anwesenden so schnell vergessen! In der einsetzenden Dunkelheit glich der See einem wahren Lichtermeer. Überall waren mit lichterketten und -leisten geschmückte Segel-, Motor- und Ruderboote zu sehen. Einige Rudervereine hatten es darin fast zur Perfektion gebracht, als sie sich mit Lichtgirlanden um, über und durch das Boor, zusätzlich ausgestattet mit Grill, Fass und Skullbeleuchtung (natürlich in rot und grün für back- und steuerbord) aufmachten, das farbenfrohe Lichtspektakel zu erleben. Weder auf dem See noch dichtgedrängt an Land wurde man enttäuscht. Das Höhenfeuerwerk war ein fulminantes Spektakel und die passende Musik wurde über die Beschallungsanlage auf die Uferpromenade übertragen. Für 15 Minuten leuchtete es auf und um den See bunt wie nie und die Besucher konnten sich an dem farbenfrohen affektiven Spektakel, der Lichtexplosion und dem Zauber des flüchtigen Augenblicks erfreuen.

Vielen Besucher diente das Seefest vor allem dem geselligen Beisammensein. So wurde nach dem Feuerwerk noch bis tief in die Nacht weitergefeiert, geklönt und zusammengesessen.

Für den Verein war dieses Fest in vielerlei Hinsicht ein besonderes Ereignis und zu danken ist jenen fleißigen und unermüdlichen Verantwortlichen, Organisatoren und Helfenden, die zum Gelingen dieser Großveranstaltung in vielgestaltiger Weise beigetragen haben. 

 

Bericht: Heike Kühnle

Fotos: Moritz Wuerich, Michael Gohl (Luftbild Steg)

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