SY BLUE.COYOTE auf Langfahrt

| Segeln

Familie Wirtz segelt von den Niederlanden nach Portugal

von Sebastian Wirtz

Es ist November und die Sonne scheint von einem wolkenlosen, tiefblauen Himmel. Wir werden vom Atlantikschwell, der mit einer Periode von mehr als 15 Sekunden unter der BLUE.COYOTE durchläuft, sanft geschaukelt. Der Wind ist gerade eben ausreichend, sodass die Windsteueranlage zuverlässig den Kurs hält. Finja spielt mit Duplo Tieren im Cockpit und wir werden immer wieder von Delfinen begleitet. So folgen wir der portugiesischen Atlantikküste in Richtung Süden und erreichen nach 8 Stunden und 40 Seemeilen Nazare im Sonnenuntergang. Von perfekten Segeltagen wie diesem haben wir vor etwa einem Jahr geträumt, als wir uns entschlossen haben, die Elternzeit mit unserer Tochter Finja auf dem Segelboot zu verbringen.

Zu Beginn der Reise war Finja fast 1 Jahr alt. Friederike ist Grundschullehrerin und hat Elternzeit genommen. Ich bin Ingenieur und seit vielen Jahren Mitglied des RaB. Unser Schiff, die BLUE.COYOTE, ist eine Dehler 35. Nach dem Kauf im Januar gab es noch einiges an Ausrüstung für die Langfahrt zu ergänzen. Unter anderem: Solarzellen, Windsteueranlage, eine Rettungsinsel. Auf Ersatz für den Toppbeschlag des Mastes mussten wir 2 Monate warten, nachdem sich dort ein Ermüdungsriss gezeigt hatte. Seit Ende Juli sind wir nun unterwegs und mittlerweile liegen 2000 Seemeilen in unserem Kielwasser.

Unsere Route führte uns von Lemmer am Ijsselmeer in den Niederlanden, über den Nordzeekanaal in die Nordsee. Von dort aus vorbei an Belgien nach Frankreich. Von Brest aus haben wir die Biskaya überquert. Insgesamt 358 Seemeilen nonstop -unsere erste off-shore Passage. Ende August verspricht die Wettervorhersage nordöstlichen Wind für 4-5 Tage. Wir wagen den Absprung und verlassen die Bucht von Brest im Sonnenuntergang. Später haben wir genug Wind und legen fast die gesamte Strecke unter Segeln zurück, zum Teil nur mit gereffter Fock. Dabei macht uns die konfuse steile See auf der Biskaya zu schaffen -an Kochen ist nicht zu denken. Nach 70 Stunden erreichen wir A Coruna, eine lebendige Hafenstadt in Galicien und klassischer Anlaufpunkt für Segler auf dem Weg nach Süden. Hier kehrte zum ersten Mal seit unserer Abfahrt in den Niederlanden Ruhe ein. Wir haben uns Zeit genommen, um uns in kürzeren Etappen weiter nach Süden zu arbeiten.

Häufig werden wir gefragt, wie das Segeln mit der kleinen Finja funktioniert -insbesondere auf langen Törns. Tatsächlich gestalten sich die meisten Routinen für Finja an Bord genau wie zu Hause: neue Windeln bekommen, Bilderbücher "lesen" und im Cockpit spielen, schlafen. Trotzdem ist das Segeln mit einem kleinen Kind und kleiner Crew immer eine Herausforderung. Finja erfordert in jeder Situation einen Teil unserer Aufmerksamkeit, auch wenn wir selber seekrank sind oder das Wetter sich plötzlich verschlechtert und Reffen erforderlich wird. So kann ein für eine erfahrene Crew perfekter Segeltag schnell zur Nervenprobe werden. Daher ist eine sorgfältige Törnplanung für uns essentiell. Für lange Törns hat es sich als praktikable Strategie erwiesen, nachmittags zu starten. Wenn bei Sonnenuntergang der Kurs anliegt und die Segel getrimmt sind, haben wir gute Chancen auf eine ruhige Nacht.

Nun befinden wir uns an der Algarve. Hier haben wir noch kleinere Arbeiten an der BLUE.COYOTE zu erledigen. Unter anderem müssen die Batterien erneuert werden. Danach möchten wir weiter auf die Kanaren segeln, sobald das Wetter dafür geeignet ist.

Sebastian, Friederike und Finja Wirtz

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...so ruhig war´s nicht immer
SY BLUE.COYOTE auf Langfahrt
Friederike gibt den Kurs an
Sebastian in seinem Element
Finja auf großer Fahrt
Unter der Backbordsaling weht die Flagge des RaB