Wolfgang Müller verabschiedet sich von der Power-Gymnastik

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Nach 28 Jahren hat Wolfgang Müller die Leitung des Gymnastik-Kurses an Dirk Köberle übergeben.

Von Helmut Janus

Als 1994 unser Bootshaus um die heutigen Hallen 1 und 2 erweitert wurde, gab es lange Diskussionen, ob im Obergeschoss Wohnungen für Aussiedler eingebaut werden sollten. Zum Glück wurde die Entscheidung für eine Turnhalle getroffen, die von Anfang an bis heute intensiv von den Jüngsten bis zu den Best-Agern genutzt wird. Schon früher hatte es im Winter Gymnastikkurse gegeben, aber dann war es Wolfgang Müller, der mit seinem neuen Konzept der Power-Gymnastik die RaB-Mitglieder in Schwung brachte. Los ging es schon 1993 im heutigen Ergometerraum und der benachbarten Turnhalle des Regattahauses. Dann kam der Umzug in die neue Halle. Mit Wolfgang als Vorturner wird eineinhalb Stunden ohne Unterbrechung zu heißen Rhythmen trainiert. Los geht es mit Aufwärmübungen auf der Stelle. Dann folgt ein intensiver Kraft-Ausdauer-Teil mit vielen Wiederholungen, teilweise mit Hanteln oder Bändern und Übungen auf der Matte. Zum Schluss gibt es einen ruhigen Teil mit Dehnungs- und Entspannungsübungen bei langsamerer Musik und abgedunkelter Beleuchtung. Zur Gymnastik gehört auch, dass man sich anschließend an der Theke bei Jacqueline und René trifft. So wurde der Mittwochabend einer der meistfrequentierten Termine unserer Gastronomie. Schnell hatte Wolfgang seine Fan-Gemeinde zusammen. Nicht nur RaB-Mitglieder, sondern auch viele Gäste kamen hinzu, die ihm über all die Jahre die Treue gehalten haben. Einige kamen auch über die Gymnastik zum Rudern und wurden Vereinsmitglieder.

Als er mit der Gymnastik begann, lag Wolfgangs Karriere als einer der erfolgreichsten Ruderer im RaB bereits hinter ihm. 1967 ist er als 17jähriger in den Verein eingetreten und hat bis 1973 Leistungssport betrieben. Deutscher Meister im Achter und Vizemeister im Zweier ohne waren nur einige seiner Erfolge. 1972 war er im Olympiakader und verpasste nur durch Ausscheidungspech die Teilnahme an den olympischen Spielen in München. 1983 wollte er es noch einmal wissen und wurde zusammen mit Georg Bauer NRW-Meister im Zweier ohne. Danach folgten viele erfolgreiche Jahre im Mastersbereich, meistens in einem Vierer mit Norbert Laurich und den Dortmundern Friedel Schlecht und Norbert Kindlmann. Als Sportpädagoge hat Wolfgang über zehn Jahre Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen betreut und zum Rudern in den RaB gebracht. Die sonst so schweren Jungs wurden unter seiner Hand zahm und lernten, sich im Boot einzufügen und Verantwortung zu übernehmen. Nie hat es Klagen gegeben. Das Programm für die Powergymnastik entwickelte Wolfgang während einer acht Jahre langen erfolgreichen Tätigkeit als Fitnesstrainer in der damals bestehenden Oase. Legendär waren auch Wolfgangs Beiträge zum von Donald Trump so getauften „Locker Talk“. Nicht selten hörte man schallendes Gelächter aus der Herrenumkleide. Der manchmal nicht jugendfreie Inhalt soll hier besser nicht zitiert werden. Gesundheitliche Rückschläge blieben ihm nicht erspart. Ein Fahrradsturz hätte ihn fast das Leben gekostet. Nach einem Schlaganfall konnte er sich mit großer Energie wieder aufrappeln. Seit 2009 ist er glücklich mit seiner Frau Erlin, die aus den Philippinen stammt, verheiratet.

Zu seiner Verabschiedung hatte Wolfgang am 15. Dezember alle seine Gymnastik-Fans zu einem Pizza-Essen eingeladen. Er erinnerte an die vielen hundert Teilnehmer, von denen einige von Anfang an bis heute dabei sind.  Für ihn sei das seine zweite große Familie geworden. Zeitweise war der Andrang zu seinem Kurs so groß, dass sich sechzig Leute in der Halle knubbelten und viele wieder weggeschickt werden mussten. In den Corona-Zeiten wurde es nach der Zwangspause deutlich ruhiger. Inzwischen hat sich die Teilnehmerzahl aber wieder stabilisiert. Für Wolfgang war es der richtige Zeitpunkt aufzuhören.  Seit Oktober leitet Dirk Köberle bereits die Mittwochsgymnastik, auch er seit über dreißig Jahren Mitglied im Verein und professioneller Gymnastik-Trainer. Dirk überreichte Wolfgang eine Karte mit den Unterschriften aller Teilnehmer und als Abschiedsgeschenk einen Rasierapparat, ein guter Anlass für viele lustige Bemerkungen.

Mit dem reibungslosen Übergang von Wolfgang zu Dirk bleibt es hoffentlich noch lange bei der Gymnastik am Mittwoch um 19 Uhr. Das Gymnastik-Angebot konnte in den letzten Jahren erfreulicherweise noch erweitert werden. Montags und donnerstags um 10 Uhr bietet Gisa Willweber ein abwechslungsreiches Programm vorwiegend für die schon etwas Älteren an. Dienstags um 19:15 Uhr gibt es einen anspruchsvollen Kurs bei Susanne Willsch. Das neuste Angebot ist Yoga am Freitag um 18:15 Uhr mit Katrin Schäfer. Alle Kurse haben ihr Publikum gefunden und sind gut besucht. Es gibt aber durchaus noch freie Plätze, und es wäre schön, wenn auch unsere neuen Mitglieder das Angebot noch mehr nutzen würden. Für steife Rudererknochen gibt es nichts Besseres, als einmal rundum den Körper zu bewegen und zu dehnen. Kommt einfach mal vorbei und probiert es aus. Auch du, lieber Wolfgang, bleibe uns treu!

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Ein Okskar für Wolfgang Müller, überreicht von Dirk Köberle
Wolfgangs Verabschiedung am 15.12.21
Der Vorturner
FISA-Masters 1993: Wolfgang mit Nobi Laurich, Friedel Schlecht und Norbert Kindlmann
Powergymnastik in Aktion